12.11.2025
Gemeinsame Pressemitteilung der Kernkoalition aus GRÜNEN, SPD und Volt vom 12.11.2025
Die Kernkoalition aus GRÜNEN, SPD und Volt wollen den Frankfurter Kindern und Jugendlichen eine parlamentarische Stimme geben. Deswegen haben sie gemeinsam einen Antrag für ein Kinder- und Jugendparlament eingereicht.
Eine Arbeitsgruppe der Kernkoalition hatte dafür vielfältige Fragen zu klären: Ab welchem Alter sollen Kinder wählen dürfen? Oder selbst kandidieren? Wie kann erreicht werden, dass auch Kinder und Jugendliche aus Stadtrand-Ortsbezirken wie Nieder-Erlenbach, Sindlingen oder Fechenheim repräsentiert werden? Welche Rechte und Pflichten sollen die jungen Parlamentarierinnen haben? Bekommen sie eine Aufwandsentschädigung? Diskutiert wurde dabei nicht im politischen Elfenbeinturm, sondern mit Expertinnen aus der Verwaltung, Vertreterinnen der Frankfurter Jugendverbände, des Stadtschülerinnenrates, der Mädchenarbeit oder dem Kinderbüro. Dabei wurden unterschiedliche Ideen zu einem gemeinsamen Plan geeint und das Konzept insgesamt an die finanziellen Möglichkeiten des städtischen Haushalts angepasst. So ist ein Konzept entstanden, das realistisch, tragfähig und inklusiv ist – ein wichtiger Schritt, um junge Menschen strukturell an demokratischen Entscheidungen zu beteiligen.
„Lange haben die Frankfurter Kinder und Jugendlichen sowie die Stadtgesellschaft warten müssen. Wir haben im Vorfeld so viele Fragen erörtert, damit das Kinder- und Jugendparlament jetzt so schnell wie möglich kommen kann und die Verwaltung für das junge Parlament gut gerüstet ist“, betont Beatrix Baumann, sozialpolitische Sprecherin der GRÜNEN im Römer. „In die Ausgestaltung ist viel Herzblut geflossen, wir sind froh, wenn es von engagierten Menschen umgesetzt wird und Kinder und Jugendliche sich bald auch aktiv an politischen Entscheidungen in Frankfurt beteiligen können. Wir laden alle demokratischen Kräfte im Römer dazu ein, dass wir gemeinsam das Kinder- und Jugendparlament mit einer breiten Mehrheit nun Realität werden lassen.“
Abdenassar Gannoukh, Vorsitzender des Ausschusses für Soziales und Gesundheit und jugendpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion: „Mein besonderer Dank für das Gelingen des gesamten Prozesses gilt den aktiven Jugendlichen des Frankfurter Jugendrings, des Stadtschüler*innenrates sowie den Mitgliedern der Projektgruppe jugendmachtfrankfurt. Ihre Beharrlichkeit und Vorschläge waren uns ein stetiger Antrieb und haben den nun vorliegenden Antrag zur Gründung des Frankfurter Kinder- und Jugendparlaments geprägt.“
Das Kinder- und Jugendparlament soll sowohl die Möglichkeit bekommen, eigene Anträge an die Stadtverordnetenversammlung zu stellen, als auch Stellung zu Vorhaben der Verwaltung zu beziehen. Zudem sollen das Parlament und die lokalen Räte ein eigenes Budget bekommen, über dass sie selbstständig verfügen können, um kleine Projekte direkt in ihrem Viertel oder für ganz Frankfurt umsetzen zu können.
Kinder lernen Demokratie
„Demokratie ist stark, wenn alle mitmachen – auch Kinder und Jugendliche, die sonst selten gehört werden. Deshalb wollen wir das Kinder- und Jugendparlament (KiJuPa) endlich Realität werden lassen: barrierefreie Sitzungen, eigene Projektbudgets, Materialien in leichter Sprache und Mehrsprachigkeit. Der grundlegende Ansatz zur Etablierung des KiJuPas ist niedrigschwellig – die jungen Menschen sollen dort angesprochen und motiviert werden, wo sie ihren Alltag gestalten: in Schulen, Jugendhäusern, Unterkünften und Stadtteilen. Kandidatur und Wahl sollen so gestaltet werden, dass alle leicht mitmachen können: digitale Wahlen, pädagogische Ansprechpersonen in der Geschäftsstelle und eine faire Aufwandsentschädigung. Wir wollen nicht über junge Menschen reden, sondern ab sofort mit ihnen entscheiden. Nicht Hürden erklären, sondern Zugänge schaffen – Tür für Tür, Klasse für Klasse und Viertel für Viertel“, führt Emre Telyakar aus, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN im Römer und deren diversitätspolitischer Sprecher. Die Arbeitsgruppe der Kernkoalition hatte bei der Ausgestaltung auch Gruppen im Fokus, die zukünftig besonders unterstützt werden sollen, sich im Kinder- und Jugendparlament einzubringen: armutsbetroffene Kinder und Jugendliche, Mädchen*, queere Jugendliche, junge Menschen mit Behinderung sowie Jugendliche mit Flucht- und Migrationsgeschichte. Telyakar bekräftigt: „Beteiligung ist ein Recht. Wer früh mitbestimmt, macht Demokratie zur Praxis und stärkt unsere Stadt.“
In Zeiten, in denen junge Menschen sich von der Politik oft nicht gehört fühlen und gesellschaftliche Debatten zunehmend in sozialen Medien stattfinden, wächst die Gefahr von Politikverdrossenheit und Desinformation. „Viele Jugendliche erleben, dass ihre Anliegen kaum Beachtung finden – und ziehen sich deshalb zurück. Wir wollen dem entschieden entgegentreten und Frankfurt zu einer Stadt machen, in der junge Stimmen wirklich zählen. Mit dem gemeinsamen Antrag zur Einführung eines Kinder- und Jugendparlaments soll Beteiligung mehr sein als ein Schlagwort: Kinder und Jugendliche sollen früh erfahren, dass Demokratie vom Mitmachen lebt – und dass ihre Perspektive die Zukunft der Stadt mitgestalten kann”, so Elisa Grote, diversitätspolitische Sprecherin von Volt.
Gerne hätten die Fraktionen von Grünen, SPD und Volt den nun vorliegenden Antrag bereits deutlich früher eingebracht, wie es unter anderem auch der Jugendhilfeausschuss gefordert hatte. Hierzu Viktorija Krzelj, Stadtverordnete der SPD-Fraktion: „Durch das Ausscheiden der FDP aus der Römerkoalition hat sich wie bei manch anderem Projekt ein Bremsklotz gelöst. Wir sind ausgesprochen froh, dass das Kinder- und Jugendparlament nun zur Abstimmung gebracht werden kann und werben um breite Zustimmung unter den demokratischen Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung.“