Arbeitsbedingungen attraktiver gestalten: Bringt eine 4-Tage-Woche mehr Zufriedenheit?
Die Koalition im Römer möchte im Rahmen eines Modellprojekts die 4-Tage-Woche in einem Frankfurter Pflegeheim erproben. Dabei sollen wichtige Erkenntnisse gewonnen werden, ob die 4-Tage-Woche Auswirkungen auf die Zufriedenheit und Gesundheit der Pflegekräfte haben kann und wie sich das auf die Wirtschaftlichkeit und Pflegequalität der Einrichtung auswirkt. Vor allem soll jedoch mit diesem Modellversuch die Wertschätzung gegenüber den Pflegekräften und ihrer Leistung zum Ausdruck gebracht werden.
Debatten um die Etablierung einer 4-Tage-Woche in der Arbeitswelt sind hochaktuell. Jüngste Studien zeigen immer wieder positive Effekte: Mitarbeitende sind demnach ausgeglichener, gesünder und produktiver. Doch noch sind nicht alle Fragen geklärt und es besteht u.a. die Sorge, bestimmte Branchen, wie die professionelle Pflege, könnten eine solche Arbeitszeitreduzierung bei vollem Lohnausgleich nicht verkraften. Nach Ansicht der Koalition von GRÜNEN, SPD, FPD und Volt ist es aber gerade hier besonders wichtig, attraktive Angebote zu machen und so Fachkräfte zu gewinnen, zurückzuholen und vor allem zu halten.
„Eine 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich wäre also ein starkes Signal in Richtung der professionellen Pflege, dass es von uns ernst gemeint ist mit der gesellschaftlichen Wertschätzung“, so Sylvia Momsen von den GRÜNEN im Römer. „Sie gibt motivierten Pflegekräften Hoffnung, sie könnte die Rahmenbedingungen des Pflegeberufes für Auszubildende und Studierende attraktiver machen und auch Menschen zurückgewinnen, die den Beruf verlassen haben oder in Leiharbeitsverhältnisse abgewandert sind.“
Fragt man verantwortliche Leitungskräfte in der Pflege, woran das liegt, geben sie Überbelastung oder den Versuch, eine chronische Überbelastung zu verhindern, als Hauptgründe an.
„32 Tage der Arbeitsunfähigkeit pro Jahr und Mitarbeitenden bedeuten heute schon, dass die Unternehmen in hohem Maße zusätzliches Personal zur Kompensation beschäftigen müssen, z.B. über Leasingfirmen. Oder das verbliebene Personal muss zusätzlich durch Überstunden beansprucht werden, was einen Teufelskreis an fehlender Ruhezeit, Überlastung und hohem Krankenstand auslöst“, so Almut Meyer von der SPD. Deshalb müsse man neue Wege in der Pflege ausprobieren und neue Arbeitsmodellen aufgeschlossen gegenüberstehen.
„Mit dem Pilotprojekt ‚Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessern‘ sollen im Idealfall genau diese negativen Punkte ermittelt und aufgelöst werden“, erklärt Yanki Pürsün, Vorsitzender der FDP-Römerfraktion. „Uns interessiert, ob die 4-Tage-Woche die Arbeitsbedingungen und die Lebensqualität für die Pflegekräfte wieder verbessern kann und wie sich das auch auf das Wohlbefinden der zu Pflegenden auswirkt.“
Auch Britta Wollkopf, gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion Volt im Römer, begrüßt den Vorstoß: „Evidenzbasierte Politik bedeutet, die vielversprechenden Studienergebnisse zur 4-Tage-Woche anzuerkennen und Fortschritte bei wichtigen Themen unserer Zeit, hier dem Pflegenotstand, zu erreichen.“
Das Modellvorhaben soll wissenschaftlich begleitet werden, um wichtige Erkenntnisse zu langfristigen Effekten zu erhalten und der Frage nachzugehen, welchen Beitrag die 4-Tage-Woche zur Lösung der existentiellen Zukunftsprobleme in der Pflege leisten kann. Mit der NR 654 „Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessern“, reicht die Koalition einen Antrag ein, der Zukunftshoffnung für viele unserer Pflegenden in sich birgt.