NR 873
Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:
- Der Magistrat wird gebeten, zu prüfen und zu berichten, inwieweit bereits entsiegelte Flächen und Flächen, die sich für eine Entsiegelung anbieten, im Innenstadtbereich (insbesondere entlang der Achsen „Eiserner Steg – Fahrtor – Römerberg – Neue Kräme – Liebfrauenstraße – Hauptwache“ und „Alte Brücke – Fahrgasse – Konstablerwache“) zu insektenfreundlichen, klimaangepassten und schön anzusehenden bepflanzten Grünflächen umgewandelt werden können. Die besonders geeigneten Flächen sollen zeitnah in Blühflächen umgewandelt oder neu bepflanzt werden.
- Ergänzend dazu wird der Magistrat gebeten, zu prüfen und zu berichten, inwieweit ein „blühendes Band“ aus bepflanzten Kübeln oder anderen Grünelementen (u.a. schattenspendenden Rankelementen) beispielsweise vom Eisernen Steg bis hin zur Hauptwache oder von der Alten Brücke bis hin zur Konstablerwache realisiert werden könnte. Es ist zu prüfen, ob hierfür zusätzliche mobile Stelen oder Gefäße durch das Amt für Straßenbau und Erschließung und/oder das Grünflächenamt aufgestellt werden können, die entsprechend bepflanzt werden können. Zu prüfen ist außerdem, ob sich die genannten Stelen/Gefäße in Verbindung mit einer Sitzbank und einem Mülleimer kombinieren lassen. Laufwege von zu Fußgehenden sind ausdrücklich freizuhalten und dürfen nicht beeinträchtigt werden. Für die hier angeregten Begrünungsmaßnahmen kommen insbesondere Flächen des ruhenden Verkehrs in Betracht.
- Zur Gestaltung und Bewirtschaftung dieser bereits existierenden sowie noch zu erschließenden Grünflächen bzw. der neu aufgestellten Pflanzkübel oder anderen Grünelemente soll ein geeignetes Format für eine zeitlich begrenzte Kooperation mit privaten Gartenbaubetrieben aus Frankfurt und aus der Region entwickelt werden (z.B. „Leistungsschau“). Denkbar wäre hier beispielsweise, interessierten Gärtner*innen Teilflächen der Blühflächen oder einzelne Pflanzkübel oder sonstige Grünelemente zuzuweisen, die sie anschließend bepflanzen sowie pflegen können, um so ihr Handwerk zu präsentieren. Ihnen soll im Gegenzug hierfür ermöglicht werden, ein kleines Hinweisschild mit ihren Kontaktdaten aufzustellen. Der Magistrat wird beauftragt zu prüfen, wie dies rechtssicher dargestellt werden kann. Der Magistrat wird beauftragt, ein schlankes Konzept bzw. konzeptionelle Eckpunkte vorzulegen, worin definiert wird, an welchen Stellen welche Art von Grünelementen realisiert werden sollen und welche grundsätzliche Art der Begrünung bei diesen Grünelementen erfolgen soll.
- Es ist zu prüfen, inwieweit die Identifizierung und Zuteilung geeigneter Flächen und die Bereitstellung der Pflanzkübel oder sonstigen Begrünungselemente durch das Amt für Straßenbau und Erschließung und/oder das Grünflächenamt erfolgen kann. Es ist ebenfalls zu prüfen, inwieweit die Bewässerung der Flächen, Stelen und Gefäße über das Grünflächenamt erfolgen kann.
- Diese Leistungsschau soll so gestaltet sein, dass sie Frankfurter Bürgerinnen und Besucherinnen aus der Region Anregungen zur insektenfreundlichen, klimaangepassten und ästhetischen Gestaltung ihrer eigenen Freiflächen und Balkone gibt und Informationen über den Bezug von Pflanzen und eine mögliche Beauftragung von Gartenbaubetrieben vermittelt und so eine Hebelwirkung für die ganze Stadt erzeugen kann.
- Der Magistrat wird beauftragt, zu prüfen und zu berichten, ob eine räumliche Erweiterung des Projektgebietes (z.B. durch Grüninseln auf zentralen Plätzen in den Stadtteilen außerhalb der Innenstadt oder durch eine weitere Achse „Bahnhof – Kaiserstraße – Kaiserplatz – Kaiserstraße – Rossmarkt“) und/oder eine Einbindung von interessierten Privatpersonen oder Initiativen kurz- oder mittelfristig machbar und erfolgversprechend ist.
Begründung:
Viele Städte tragen mit insektenfreundlichen, klimaangepassten und schön anzusehenden Blühwiesen, bepflanzten Grünflächen, bepflanzten Kübeln und sonstigen Grünelementen ganz gezielt zur Verschönerung der Innenstädte und zur Steigerung der Aufenthalts- und Einkaufsqualität in den Innenstädten bei.
In Frankfurt könnten sich hierfür die stark von Passant*innen frequentierten Gebiete rund um den Römer und die Paulskirche und die Achse vom Eisernen Steg zur Hauptwache oder von der alten Brücke zur Konstablerwache besonders eignen. Wenn die Blühflächen, bepflanzte Grünflächen, bepflanzte Kübel oder sonstigen Grünelemente in räumlicher Nähe zueinander realisiert werden, könnte ein „blühendes Band“ entstehen, welches das Straßenbild verschönern und ein angenehmes Ambiente fürs Flanieren und Einkaufen in der Innenstadt schaffen würde.
Der letztjährige Sommer hat erneut aufgezeigt, wie sehr die langanhaltende Hitze und Trockenheit der Natur in der Stadt zusetzt. Viele Grünflächen in Frankfurt sind mittlerweile nur noch verbrannte und brachliegende Plätze. Gerade die Grünflächen rund um den Römer und die Paulskirche sollten den symbolischen Charakter und Wert der Gebäude widerspiegeln. Eine neue Bepflanzung dieser Flächen oder von Teilflächen mit klimaangepassten Pflanzen könnte die Grünflächen an die zunehmenden Hitzesommer anpassen und zur Verschönerung des Anblicks beitragen. Darüber hinaus trägt die weitere Entsiegelung und Begrünung von Flächen und die Aufstellung zusätzlicher Pflanzkübel nicht nur zu einem schöneren Stadtbild bei, sondern wirkt sich auch positiv auf das städtische Klima aus.
Bei der Landesgartenschau in Fulda 2023 und bei der Bundesgartenschau in Mannheim 2023 ist es sehr gut gelungen, die einzelnen Gärten und Grünelemente durch ein stimmiges Rahmenkonzept zu einem in sich runden Gesamtkunstwerk zu machen. Ein schlankes Rahmenkonzept könnte sicherstellen, dass sich die einzelnen Grünflächen und Grünelemente im Projektgebiet in den gemeinsamen Rahmen für ein insektenfreundliches, klimaangepasstes und schön anzusehendes „blühendes Band“ einfügen.
In Frankfurt und in der RheinMain-Region gibt es eine Vielzahl versierter Gartenbaufirmen, die gezielt in die Bepflanzung und Pflege von Grünelementen, wie beispielsweise Pflanzkübeln, einbezogen werden könnten. Diese Einbindung der privaten Betriebe könnte im Rahmen einer zeitlich befristeten „Leistungsschau“ im öffentlichen Raum erfolgen. Mit ihrer Expertise wäre es möglich, selbst auf kleinsten Flächen ein Biotop entstehen zu lassen und somit Insekten einen dringend benötigten Raum zu geben. Auch müssen solche Flächen das Jahr hindurch Nahrung für die Insekten bieten, damit sich diese auch dauerhaft im Innenstadtbereich vermehren und überleben können. Interessierte Bürger*innen aus Frankfurt und der ganzen Region könnten sich von dieser Leistungsschau inspirieren lassen, dank der Hinweis- oder Werbeschilder Kontakt zu den Gartenbaufirmen aufnehmen und somit ihre heimischen Balkone und Gärten umgestalten.
Die investiven Ausgaben für dieses Projekt könnten aus dem bestehenden städtischen Finanzierungstopf „Klimawandelanpassung Infrastruktur“ und/oder aus dem Topf „Initiative Innenstadt“ (M 55/2022) finanziert werden.
Die gekauften Pflanzkübel, Rank-Elemente und/oder Stadtmöbel können zukünftig und sehr flexibel auch an anderen Orten eingesetzt werden, wenn die Straßen im Projektgebiet dauerhaft begrünt werden sollen oder wenn die Straßen für Bauarbeiten freigeräumt werden müssen. Dadurch können auch Straßen und Plätze von dieser Maßnahme profitieren, die nicht im heutigen Projektgebiet liegen.
Die Bepflanzung nach dem Winter 2023/2024 könnte sich besonders anbieten, da 2024 das Paulskirchenjubiläumsjahr zu Ende geht und daher die Gegend rund um die Paulskirche wieder viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird. Außerdem findet 2024 keine Landesgartenschau in Hessen statt, wodurch die privaten Gartenbaubetriebe aus Frankfurt und aus der Region möglicherweise ein hohes Interesse an und freie Kapazitäten für die öffentlichkeitswirksame Bepflanzung von Flächen und Kübeln in Frankfurt haben werden.