Mini-Beete für Frankfurt

NR 810

Frankfurt soll bis 2035 nicht nur klimaneutral werden, wir wollen auch dafür sorgen, dass unsere Stadt klimaresilient wird: Die Luft kühler und sauberer und der öffentliche Raum Wasser besser aufnehmen kann. Auch müssen wir die Artenvielfalt in unserer Stadt bewahren und der Biodiversitätskrise entgegentreten und Flora und Fauna Raum geben. Ein wichtiger Teil des öffentlichen Raumes ist der Straßenraum.

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

Der Magistrat wird dazu aufgefordert, an seine erfolgreichen Projekte zur Begrünung des Stadtraumes anzuknüpfen und mit einem weiteren Projekt zur Entsiegelung, den „Mini-Beeten“, zu ergänzen.

1. Der Magistrat prüft unter Berücksichtigung der Erfahrungen in Lyon und Amsterdam diese Vorgaben:

  • die Stadt ruft ihre Einwohner*innen dazu auf, sich als Gruppen in einer festzulegenden Größe zu melden, um eine Patenschaft für ein „Mini-Beet“ zu übernehmen und dieses zu betreuen. Die Mitglieder der Gruppe können sich während der Betreuungszeit ändern.
  • der Magistrat ermittelt geeignete Flächen und stellt eine beratende Begleitung der Patenschaften durch das Grünflächenamt sicher.
  • das „Mini-Beet“ kann eine bereits entsiegelte Fläche im Straßenraum sein, etwa eine Baumscheibe, es kann sich aber auch um eine im Orientierungsmaß 10x60cm große oder größere Fläche handeln, die von der Stadt zu diesem Zweck entsiegelt wird. Sollte das „Mini-Beet“ am Fuß eines Gebäudes angelegt werden, muss eine Person aus der Gruppe in diesem Gebäude wohnen.
  • der Magistrat verfasst unter dem Arbeitstitel „Mini-Beete“ einen Leitfaden zur Begrünung von Straßen, um den Erfolg der „Mini-Beete“ nachhaltig zu fördern. In diesem Leitfaden sind die Bedingungen zur Teilnahme, die Pflichten der Teilnehmenden für die Pflege und Gestaltung der Pflanzflächen festgelegt, aber auch die Selbstverpflichtung der Stadt, die Bewohner*innen zu begleiten und zu unterstützen, indem sie den Teilnehmenden das Gebiet des „Mini Beetes“ zur Verfügung stellt und Beratung anbietet.

2. Sofern diese Prüfung positiv verläuft, wird der Magistrat innerhalb von einem Jahr dieses Projekt für das Frankfurter Stadtgebiet anpassen und umsetzen.

3. Eine begleitende möglichst kostenneutrale Informationskampagne soll über dieses Projekt informieren.

4. Die umgesetzten „Mini-Beete“ werden dokumentiert und veröffentlicht, etwa auf www.mainziel.de sowie der urbanen Datenplattform.

Begründung:

Zusätzliches Grün bringt Abkühlung, dämpft den Verkehrslärm und filtert zugleich Schadstoffe aus der Luft. Zudem bietet es Versickerungsfläche für Wasser. Bereits kleinste Flächen dienen als Trittsteine der Biodiversität, die Tieren ermöglichen, sich in der Stadt zu bewegen. Die Stadt Frankfurt sollte daher mit ihren bisherigen Anstrengungen, die Bevölkerung in Begrünungsmaßnahmen einzubinden, nicht nachlassen. Bisherige Erfolge beweisen, dass „Urban Gardening“ die Stadt auf vielfältige Weise bereichert.

Der Straßenraum gehört zur dominanten öffentlichen Fläche einer Stadt, die überwiegend versiegelt ist. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung betont, dass selbst Pflanzen und Kräuter, die „wild“ in Mauerspalten und an Straßenrändern wachsen, wichtig und wertvoll für urbane Biotope sind. Auch kleine Begrünungsvorhaben bieten demnach alle Vorteile zusätzlicher Begrünung: Sie bereichern die Biodiversität einer Stadt, können Wasser absorbieren, die Aufheizung der Stadt vermindern und – zu kleinen Teilen – die Luftqualität verbessern. Sie bieten aber vor allem mehr Aufenthaltsqualität. Erfahrungen aus Städten wie Lyon und Amsterdam – etwa mit den („Geveltuin“ = Fassadegarten) – zeigen, dass sich außerdem das nachbarschaftliche Zusammenleben verbessert und Menschen die Fußwege ihrer Stadt wieder als Raum zum Leben nutzen. Die dort zugrundeliegenden Verordnungen und Rahmenbedingungen können angepasst übernommen werden.

Wir haben große Ziele vor uns: bis 2035 klimaneutral werden, die Stadt klimaresilient umgestalten und im Angesicht der vielfältigen Krisen den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern. Mini-Beete leisten ihren Beitrag dazu – sie können im Kleinen Großes bewegen.

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