Provenienzforschung in Frankfurter Museen weiter ausbauen und fördern

NR 851

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

Der Magistrat wird aufgefordert, auf die Museen in kommunaler Trägerschaft zuzugehen und die dort betriebene ethnologische Provenienzforschung weiter zu unterstützen. Dafür wird der Magistrat beauftragt, seine finanzielle Förderung zur Aufarbeitung von Provenienzen von Kulturgut aus kolonialen Kontexten in Frankfurter Museen und Sammlungen in öffentlicher Trägerschaft auszubauen.

1. Hierfür soll seitens des Magistrats geprüft und berichtet werden, welche zusätzlichen Forschungs- oder Fördergelder zur Verfügung gestellt werden können. Dabei sollen auch mögliche Förderungen von Land, Bund und Europäischer Union sowie Stiftungen geprüft werden.

2. Der Magistrat wird beauftragt, die städtischen Museen verstärkt dabei zu unterstützen, nach abgeschlossener Provenienzforschung mit dem Ergebnis, dass ein Objekt aus heutiger Sicht unrechtmäßig erworben wurde, gemeinsam mit den Anspruchsberechtigten Lösungen analog zur Washingtoner Erklärung zu finden. Möglichen Anspruchsberechtigten soll somit die Wiedererlangung der ihren Vorfahren unrechtmäßig entzogenen Objekte und Gegenstände ermöglicht werden. Die Etablierung neuer Kooperationen zwischen den Frankfurter Museen und den Herkunftsländern bzw. -gesellschaften soll gefördert werden, um neue Wege in der Erforschung der Kulturgüter zu finden.

3. Bei Fällen, bei denen die Provenienz nicht abschließend geklärt oder bei denen kein rechtmäßiger Eigentümer ermittelt werden konnte, können und sollen die Objekte in den städtischen Museen verbleiben, allerdings muss in einer öffentlichen Datenbank vermerkt werden, dass die Provenienz nicht geklärt werden konnte.

4. Darüber hinaus wird der Magistrat gebeten zu prüfen und zu berichten, wie der derzeitige Digitalisierungsstand städtischer Sammlungen, die Objekte aus kolonialen Kontexten enthalten, ist und bei Bedarf eine Intensivierung der digitalen Erfassung forcieren. Die digitalisierten Bestände sollen im Anschluss in Form einer adäquaten, öffentlich nutzbaren Datenbank allgemein zugänglich gemacht werden.

Begründung:

Der deutsche Kolonialismus und die europäische Gewaltherrschaft über weite Teile der Welt sind ein dunkles Kapitel unserer Geschichte. Auch Frankfurt ist ein Teil dieser kolonialen Vergangenheit. So ist es zu erklären, dass bis heute Kunstobjekte und Exponate in den Frankfurter Museen liegen, die unrechtmäßig aus Afrika, Asien und Südamerika zu uns gebracht wurden.

Die Koalition setzt sich für eine proaktive Aufarbeitung unserer kolonialen Vergangenheit ein und kommt damit auch der moralischen Verantwortung nach, das Unrecht der kolonialen Vergangenheit aufzuarbeiten. Im Bereich der Frankfurter Kulturpolitik betrifft dies vor allem die Museen in kommunaler Trägerschaft und deren teils sehr umfangreichen ethnologischen Sammlungen.

Provenienzforschung hat das Potential, Familien, Kulturen und Gesellschaften zu verbinden.

Bei diesem Vorhaben geht es nicht allein um die ethische Beurteilung der Vorkommnisse oder etwa um die Verbrechen der Kolonialzeit, sondern vielmehr darum welche Stadt wir heute sein wollen und welchen Verantwortungen wir uns stellen.

Recherchieren, digitalisieren, Transparenz schaffen und mit den Herkunftsländern kommunizieren, Lösungen finden, bevor Restitutionsforderungen gestellt werden. 

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