NR 922
Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:
Der Magistrat soll prüfen und berichten,
- inwieweit von der Stadt Frankfurt regelmäßig geförderte Künstler*innen sowie kulturelle Einrichtungen derzeit innovatives Fundraising bzw. Drittmittel-Einwerbung betreiben
- inwiefern Fundraising und Drittmittel bzw. das Bemühen darum bei der Festsetzung der Höhe der städtischen Förderung eine Rolle spielen, insb.
- ob es weitere Möglichkeiten gibt, Künstler*innen und kulturelle Einrichtungen bei der Einwerbung solcher Mittel zu unterstützen,
- ob bei der Vergabe bzw. bei der Höhe der Vergabe von projektbezogenen oder institutionellen Zuschüssen Drittmittelakquise berücksichtigt wird.
- Daneben soll berichtet werden, welche Möglichkeiten Frankfurter Kulturschaffende haben, um sich über für sie interessante Fundraising-Möglichkeiten, Hilfestellungen, Kontakte etc. zu informieren, und welche Hilfestellungen seitens der Stadt Frankfurt hierbei bereits erfolgen oder mit verhältnismäßigem Aufwand möglich wären.
Der Magistrat wird gebeten, im Rahmen der im Jahr 2024 vorgesehenen Vorstellung der Ergebnisse der derzeit laufenden Kulturentwicklungsplanung auch zur Frage möglicher weiterer Anreize und Unterstützungen zur Drittmittel-Einwerbung für Frankfurter Kulturschaffende und Kultureinrichtungen Stellung zu nehmen und ggf. sinnvolle und umsetzbare Maßnahmen zu benennen.
Begründung:
Kunst und Kultur sollen für die breite Gesellschaft zugänglich sein. Das bedeutet, die Eintrittspreise für Theateraufführungen, Ausstellungen, Vorstellungen etc. müssen trotz der Kosten, die sie verursachen, in einem moderaten Rahmen bleiben. Die Finanzierung kultureller Projekte ist für die Künstler*innen sowie die kulturellen Einrichtungen immer wieder eine Herausforderung. Hinzu kommt, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie – der Lock-Down, beschränkte Besucherzahlen etc. – und die hohen Energiekosten als Folge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine viele Kulturschaffende und kulturelle Einrichtungen finanziell schwer getroffen haben.
Kunst und Kultur ist vielen Bürgern, Unternehmen, Stiftungen etc. in Frankfurt jedoch extrem wichtig. Deshalb könnte ein optimiertes Fundraising – unterstützt durch einen entsprechenden Anreiz der Stadt – eine Möglichkeit sein, zusätzliche Gelder zu generieren. Es soll deshalb geprüft werden, ob Anreizsysteme hier einen Beitrag leisten können – zum Beispiel, dass die Stadt – nach oben gedeckelt – einen bestimmten Betrag der gesammelten Spenden noch einmal dazugibt oder beratend tätig wird. Das gilt insbesondere für Empfänger von projektbezogenen oder institutionellen Förderungen der Stadt.
Es sind nicht nur Großspenden interessant, sondern auch eine breitgefächerte Unterstützung aus vielen kleinen Beträgen. Dafür müssen jedoch möglichst viele Kulturliebhaber über ganz unterschiedliche Kanäle erreicht werden. Aus diesem Grund benötigen die Künstler*innen und kulturellen Einrichtungen eine Übersicht über die vielfältigen Möglichkeiten von Fundraising und Kontakte für Hilfen sowie Ansprechpartner bei der Umsetzung. Zum Beispiel bieten gerade digitale Fundraising-Methoden unkomplizierte Möglichkeiten, um Drittmittel einzuwerben. Dazu gehören grundlegende Angebote wie ein gutes Online-Spendenformular auf der Website, ein Online-Tool für Spendenaktionen an Weihnachten, Geburtstagen etc., das an einen Unterstützer weitergegeben werden kann, oder QR-Codes an Aufführungsorten oder auf dem Programm, mit dem man direkt zum Spendenformular gelangt. Doch um diese vielfältigen Fundraising-Modelle nutzen zu können, müssen die Kulturschaffenden sich erstmal intensiv mit ihnen beschäftigen und auseinandersetzen. Das kostet Zeit und verursacht zusätzliche Arbeit – das kann Künstler*innen und kulturelle Einrichtungen jedoch daran hindern, neue Fundraising-Modelle auszuprobieren. Eine vertrauensvolle Unterstützung – gepaart mit entsprechenden Anreizen – könnte deutlich schneller zur Umsetzung und damit zu einer erfolgreichen Drittmittel-Einwerbung führen.